Der Schatz aus dem Sperrmüll

Über „schlaggitarren.de“ kam ich in Kontakt mit Ingo, der mir Bilder von einer LANG schickte, die sein Freund angeblich aus dem Sperrmüll gefischt hatte.

Eine LANG im Sperrmüll??  Das entspricht ja beinahe einem Sechser im Lotto!

Hier erfahrt ihr die wahre Geschichte: Beide Freunde waren früher Mitglieder einer Band, Wolfgang am Schlagzeug, Ingo an der Gitarre. Ingos zusätzliches Hobby ist seit eh und je die Reparatur und das Tuning von Jazzgitarren. Wolfgang ist im realen Leben Kraftfahrer. Seine Aufgabe ist es, volle Müllcontainer zur Abfallverwertung zu transportieren. Bei einer dieser Fahrten war er gerade wieder einmal dabei, einen gefüllten Container in die Abfallpresse zu entleeren. Während der Müll in Richtung Presse wanderte, entdeckte er eine Gitarre, die er in allerletzter Sekunde vor der endgültigen Zerstörung retten konnte.

Es grenzt an ein Wunder, dass die LANG bei der ganzen Prozedur noch so glimpflich davon gekommen ist.

Wolfgang brachte das Fundstück zu Ingo, der die Gitarre soweit herrichten sollte, dass sie einigermaßen bespielbar ist. Dann planten sie das gute Stück zu veräußern. Den Erlös wollten sich die beiden teilen. Zum Glück erkannte Ingo, dass zur erfolgreichen Durchführung der Reparaturen ein hohes Maß an Erfahrung erforderlich sein würde und ein Risiko eingehen wollte er lieber nicht. So konnte ich die Gitarre zu einem angemessenen Preis erwerben. –  Vielen Dank lieber Ingo!

Inzwischen ist die Restauration abgeschlossen und aus dem Aschenputtel ist eine wunderschöne Prinzessin geworden.Dass ich einer LANG ein zweites Leben schenken durfte erfüllt mich mit Freude und tiefer Dankbarkeit.

Details über die Restauration in „schlaggitarren.de“ unter „Herberts Restaurationen“

KAPITEL 04 KOMPONENTEN UND IHRE SPEZIFIKATIONEN

Schnellauswahl:

HÄLSE

KOPFPLATTEN

MECHANIKEN

SAITENHALTER

STEGE

SCHLAGBRETTER

ELEKTRISCHE AUSSTATTUNG

KAPITEL 4 KOMPONENTEN UND IHRE SPEZIFIKATIONEN 11.07.2021

KORPUSSE

CUTAWAYS

Tiefcutaway an Modellen: T, HMS1, HML1

Bild 1- 2: Tiefcut Modell TP Quelle: HR

Doppelcutaway an Modellen: HMDL und HMDK

Bild 3-5: Doppelcut, Modelle HMDL, HMDK Quelle: HR/Schmid

Flachcutaway an Modellen: KNF, STD0, SUP0, HGS0, SM4

Bild 6-7: Flachcutaway STD0 Quelle: HR

Normalcutaway

Bild 8-9: Normalcutaway SDL Quelle: HR

SCHALLLÖCHER

Es gibt 3 Varianten:

1) Schalllöcher in Sichelform

Bild 1: Form und Maßtabelle Quelle: HR

Entwicklungsstufe 1 TL-Modell

Bild 2: Entwicklungsstufe 1 TL-Modell Quelle: HR

Entwicklungsstufe 2 Modell TMS

Bild 3: Entwicklungsstufe 2 Modell TMS Quelle: HR

Serienausführung Modell STD

Bild 4: Serienausführung Modell STD Quelle: HR

Serienausführung Modell OES

Bild 5: Serienausführung Modell OES Quelle: HR

Größenvergleich und Ausführungsvarianten mit verschiedenem Binding

Bild 6: Grössenvergleich Sichellöcher Quelle: HR

Das Binding der Serienausführung ist 1-oder 2-lagig, schwarz,weiss oder tortoise.

Die Dicke schwankt von 1,5 bis 2mm.

2) F-Löcher

Bild 1: Maßtabelle Quelle: HR

Maßabweichungen im Millimeterbereich sind möglich.

Die ovalen Endlöcher im großen Bug sind etwas grösser als jene im kleinen Bug.

Darüberhinaus ist bei den meisten Modellen die Länge der Endöffnung auf der Diskantseite im großen Bug um ca. 2mm größer als beim Spiegelbild auf der Diskantseite. Grund hierfür waren Probleme bei der Montage von elektrischen Komponenten die in den Korpus eingebaut werden sollten.

Ausführung 1 Modell HML1

Bild 2: Ausf. 1 Modell HML1 Quelle: HR

Ausführung 2a Modell OEL

Bild 3: Ausf. 2a Modell OEL Quelle: HR

Ausführung 2b Modell SDL

Bild 4: Ausf. 2b Modell SDL Quelle: HR

Ausführung 3a Modell KOS

Bild 5: Ausf. 3a Modell KOS Quelle: HR

Ausführung 3b Modell KOL

Bild 6: Ausf. 3b Modell KOL Quelle: HR

Ausführung 3c Modell SDL

Bild 7: Ausf. 3c Modell SDL Quelle: HR

Grössenvergleich F-Löcher

Bild 8: Grössenvergleich Quelle: HR

Das Binding bei den F-Löchern ist 2-lagig, schwarz/weiss, ca. 1,5 mm dick.

3) Geteilte Schalllöcher

Bild 1: Maßtabelle       Quelle: HR

Ausführung 1 Modell TAL

Bild 2: Ausf. 1 Modell TAL Quelle: HR

Ausführung 1 Modell SUP0

Bild 3: Ausf. 1 Modell SUP0 Quelle: HR

Ausführung 2 Modell TP

Bild 4: Ausf. 2 Modell TP Quelle: HR

Ausführung 3 Modell SUP

Bild 5: Ausf. 3 Modell SUP Quelle: HR

Ausführung 4 Modell SUP

Bild 6: Ausf. 4 Modell SUP selten Quelle: Ol‘Fret
Bild 7: Grössenvergleich Quelle: HR

Das Binding der Schalllöcher ist 4-fach, bei einer Gesamtstärke von 3,5mm.

Ganz selten besteht das Binding auch aus 3 Lagen. Dann beträgt die Stärke 3mm.

DECKEN

Für die Decken seiner Instrumente, die in aller Regel aus dem Vollen gearbeitet wurden, verwendete Artur Lang ausschließlich Fichte. Erst um die Mitte der 60er Jahre kamen bei ÖKO- und SEMI-Modellen massive, gepresste Decken von Kollitz zum Einsatz. Laminat oder Sperrholz wurde nicht verbaut.

Zu Beginn seiner Schaffenszeit erwarb Lang ein Kontingent Domholz von Franz Fuchs, den Großteil seiner Hölzer bezog er jedoch von den Gebrüdern Fuchs in Mittenwald.

Bei der Auswahl der Tonhölzer war der Meister äußerst sorgfältig. Zeitzeugen berichten, dass A. Lang jedes einzelne Holzstück begutachte und auf seinen Klang hin prüfte.

Die Rohbearbeitung der Decken erfolgte auf der Kopierfräsmaschine seines Schwagers Otto Fuchs, unter Verwendung eigener Kopierschablonen.

Die Decke ist die Komponete mit dem größten Einfluß auf den Klang einer Gitarre. Von großer Wichtigkeit ist die Gestaltung des Deckenprofils, die Art der Beleistung und die Auswahl des Holzes.

Artur Lang hat seine Instrumente speziell für den akustischen Einsatz in Big Bands und Orchestern entwickelt. Um als Gitarrist in einer größerer Formation bestehen zu können braucht es starke Mitten und eine möglichst große Lautstärke. Das erfordert einen großen Korpus und eine stabile Bauweise.

Die Grenzen der Baugröße werden durch folgende Einflussgrößen bestimmt:

  • Handling
  • Gewicht
  • begrenzter Energieeintrag durch den Spieler

Merkmale der Decken von Artur-Lang-Gitarren:

  • Große Wölbung
  • Tiefe Hohlkehle
  • Längsverbalkung

Durch diese konstruktiven Maßnahmen wird eine hohe Biegesteifigkeit bei relativ geringem Gewicht erreicht, die zur Übertragung der mittleren und höheren Frequenzen erforderlich ist. Das Ergebnis ist eine gute Transparenz bei druckvollem Spiel über alle Saiten, eine hohe Brillanz und ein langanhaltendes Sustain.

Rohdecke grob geschliffenRohdecke gefräst

Beleistung

Bild3: Beleistung Quelle: Martin Kemmler

Es gibt verschiedene Arten der Beleistung mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das Klangverhalten. Für das von Artur Lang präferierte Leistungsspektrum seiner Schlaggitarren ist die Längsverbalkung am besten geeignet. Aus diesem Grund sind alle Modelle ausschließlich mit dieser Ausführung ausgestattet..

Verstärkungen

Bild 4-5: Verstärkungen Quelle: HR

Decken-und Bodenverstärkungen mittels Furniersegmenten bei T-Modellen.

BÖDEN

Die Böden aller Lang-Gitarren bestehen aus massivem Ahorn und sind in der Regel aus dem Vollen gearbeitet. Nur bei ÖKO-und SEMI-Modellen kamen auch massive, gepresste Komponenten zum Einsatz. Profil und Abmessungen sind gleich wie bei den Decken, aber in spiegelbildlicher Ausführung.

Bild 6: Boden-Rohkomponente Quelle: Ol’Fret

Boden Modell SDL

Bild 7: Boden Modell SDL Quelle: HR

Boden-Carving

Bild 8: Boden-Carving Quelle: HR

Im Vergleich zur Decke ist der Boden aus klanglicher Sicht nicht so prägnant.

Seine wichtigste Aufgabe besteht darin, im Verbund mit Zarge und Halsblock für eine ausreichende Stabilität zu sorgen, damit der Hals, infolge des beachtlichen Saitenzugs, die aufgeleimte Decke möglichst wenig verspannt, sodaß diese möglichst frei schwingen kann. Die Steifigkeit des Bodens muss auch so groß sein, dass die Verformung durch den Schalldruck möglichst gering ist damit die Schallwellen ohne nennenswerte Verluste durch die Schalllöcher nach vorne abgestrahlt werden können.

Durch die Wölbung des Bodens und den Einsatz von Hölzern mit hoher Biegesteifigkeit ist eine beachtliche Gewichtsreduktion möglich.

ZARGEN

Die Zargen und sind aus massivem Ahorn gefertigt. Sie bestehen aus 2 Teilen welche mit dem Hals- und Endblock fest verbunden sind und so einen stabilen Rahmen bilden. Am unteren und oberen Rand dieses Rahmens sind Reifchen aus Ahorn befestigt auf deren Stirnseite der Boden und die Decke aufgeleimt sind.

Die Höhe der Zargen variiert sowohl innerhalb einer Typenreihe als auch von Modell zu Modell.

Durch eine Veränderung der Zargenhöhe lässt sich der Klang und das Handling beeinflussen.

Einfluss der Zargenhöhe:

  • kleinere Zargehöhe höhere Frequenzen / einfacheres Handling
  • größere Zargenhöhe niedrigere Frequenzen / unbequemeres Handling
Bild 1: Zarge Modell SUP ohne Binding Quelle: HR

Bild 2: Zargen mit Endblock und Reifchen Quelle: HR

Bild 3: Zargen mit Halsblock und Reifchen Quelle: HR

BINDING / Purfling

Binding ist der englische Oberbegriff für Rand-Zier-und Einlegestreifen.

Es gibt 2 verschiedene Binding-Profilgrößen:

→ Breite 4-10mm, Dicke 0,5 bis 2,5mmwird verwendet für Randleisten
→ Breite ca. 2,5mm, Dicke 0,5 bis 2,5mmVerwendung als Decken / Bodeneinlage
oder als Inlay in Furnierausschnitten

Das kleinere Profil wird auch Purfling oder Ader genannt.

Das Binding kann einlagig oder mehrlagig und mehrfarbig sein, wobwei die einzelnen Streifen verschiedene Dicken haben können. Bei Lang sind sie aus Kunststoff oder Zelluloid.

Um eine gute Verarbeitung zu gewährleisten ist die maximale Dicke der Profilstreifen auf 2,5mm begrenzt.

Für eine opulente Randverzierung werden mehrere ein-oder mehrfarbige Profilstreifen benötigt. Diese werden in verschiedenen Arbeitsgängen übereinander geleimt. Dadurch ist es möglich jeden gewünschten optischen Effekt zu erzielen.

Für das Binding von LANG-Gitarren gelten folgende Regeln:

1) Alle farbig lackierten Modelle haben ein schwarz-weisses Binding

2) Alle Standard-Modelle haben einfaches Bodenbinding und kein Zargenbinding

3) SUP-Modelle haben 2 Streifen auf der Zarge. Selten gibt es sie auch ohne Streifen.

4) 3-fach Zargenbinding nur bei TP-und SDL-Modellen. Ausnahmen mit 2 oder ohne Streifen.

5)  3-fach Zargenbinding gibt es in 2 Ausführungen:

     alle Streifen sind gleich breit

Bild 9: Binding 3-fach, gleich Quelle: HR

der Mittelstreifen ist breiter als die beiden Äusseren.

Bild 10: Binding 3-fach, ungleich Quelle: HR

  • Das Deckenbinding ist standardmäßig 8-oder 9-lagig
  • mehrfaches Bodenbinding ist gleich wie das Deckenbinding
  • Die weissen Zargenstreifen mit schwarzer Mittelader werden TRIPLE genannt
  • Die Zargenstreifen sind zusätzlich zur Verleimung, im Abstand von ca.10cm, mit Plastikstiften gesichert
  • Zargenabschlussbinding in der Regel einfach, beim Modell SDL auch mehrfach
  • Anfang der 70er Jahre wurde das Deckenbinding, wegen der Erkrankung von Lang, auf 4 reduziert.

Die Randverzierung von Decken und Böden gibt es in 4 Varianten:

  1. Randstreifen weiss im Wechsel mit schwarzen Adern
  2. Randstreifen weiss mit rotem Mittelstreifen und schwarz/weissen Adern
  3. Randstreifen tortois mit rotem Mittelstreifen und schwarz/weissen Ader
  4. Randstreifen tortois mit doppeltem rotem Mittelstreifen und schwarz/weissen Adern

KOMBINATIONEN

Modell SUP

Modell SDL

Modell STD

Sonstige-Modelle

Zierstreifen doppellagig

Randstreifen tortois und Mittelstreifen rot gibt es 1-und 2-lagig.

Die roten Mittelstreifen sind ein Nebenprodukt aus der Produktion der Firma Hubert Sohler in Wangen im Allgäu. In den 50er und 60er Jahren waren Skier der Marke Sohler ein weltweit bekannter Markenartikel.

LACKIERUNG

An die Lackierung einer Gitarre werden folgende Anforderungen gestellt:

  • Schutz des Holzes vor Schmutz, Korrosion und Feuchtigkeit
  • Gute Alterungs- und Witterungsbeständigkeit
  • Gute chemische Beständigkeit
  • Geringe Toxizität während und nach der Verarbeitung
  • Schutz gegen mechanische Beschädigungen
  • Positive klangliche Eigenschaften
  • Ansprechende Optik

Nachfolgend eine Auflistung der am meisten verwendeten Beschichtungen:

Schellack-Lackierung-Politur

Schellack ist eine harzähnliche Substanz, die von der Lackschildlaus produziert wird. Zur Verwendung werden Schellackplatten in reinem Alkohol aufgelöst und vorzugsweise mit einem Stoffballen aufgerieben.

Durch die dünne Schichtdicke und hohe Härte hat Schellack nur eine geringe Dämpfung was sich sehr positiv auf das Klangverhalten auswirkt. Wegen seiner hohen Empfindlichkeit gegen direktes Sonnenlicht, aggressive Reinigungsmittel und Alkohol ist Schellack für die Schlaggitarre aber nur bedingt geeignet.

Nitrocelluloselack

Ist ein Anstrich, der nach dem verwendeten Bindemittel Cellulosenitrat benannt wird. Unter dem Begriff Spannlack ist er im Modellflugzeugbau bestens bekannt weil er, durch den hohen Lösemittelanteil, beim Trocknen stark schrumpft. Diese Eigenschaft ist im Zupfinstrumentenbau jedoch äußerst unerwünscht.

Hinzu kommen eine Witterungs-und Lichtempfindlichkeit, sowie eine geringe Beständigkeit gegen Chemikalien, Wasser und Wärme. Zudem bestehen gesundheitliche Risiken auch nach der Trocknung.

Im Jazzgitarrenbau wird der NC-Lack heute noch verarbeitet.

2-Komponenten-Lacke

Heute werden vermehrt 2-Komponentenlacke eingesetzt. Diese haben den Vorteil, dass sie sehr dick aufgetragen werden können da sie keine Lösemittel enthalten und durch die chemische Trocknung kaum schrumpfen. Dem gegenüber steht aber eine ganze Reihe von Nachteilen.

Aus klanglicher Sicht ist der 2-K-Lack, vor allem wegen seiner enormen Schichtdicken, nicht optimal.

Acryllack auf Nitro-Kombi-Basis

Acrylfarben und -Lacke sind Farbmittel, die auf Kunststoffdispersionen basieren. Sie erfüllen, im Vergleich mit den übrigen Beschichtungen, die meisten Kriterien die für eine Anwendung im Gitarrenbau von Wichtigkeit sind. Bei optimaler Verarbeitung ist das Ergebnis optisch und klanglich überzeugend.

Für die Anwendung im Instrumentenbau ist die Kombination mit Lösemittel am besten geeignet.

Krakeelen im Lacküberzug

Sie treten gerne in Verbindung mit NC-Lacken auf und haben verschiedene Ursachen:

  • Spannungen im Holz durch Volumenänderung infolge Schwund oder unterschiedlicher Luftfeuchte.
  • Spannungen in der Lackischicht durch Verdunstung des Lösemittels.
  • Verhärtung der Weichmacher durch Witterungseinflüsse und UV-Strahlung.

Diese Ursachen führen dazu, dass die Festigkeit und Elastizität der Kunststoffschicht überschritten wird und Risse im Belag entstehen. Besonders für das Deckenholz sind diese Risse gefährlich. Durch die Diffusion von Feuchtigkeit, Schmutz und Gasen bilden sich dunkle Verfärbungen im Holz die nicht mehr entfernt werden können.

Außer den stoffbedingten Eigenschaften einer Beschichtung ist dessen optimale Verarbeitung von immenser Bedeutung. Die Spannungen in der Lackschicht, die durch die Verdunstung des Lösemittels entstehen, können drastisch verringert werden, indem man mehrere dünne Schichten aufträgt und auf ausreichende Trocknungszeiten achtet. Bei optimaler Schichtdicke ist allerdings nur ein Schleifen von Hand möglich.

Im Falle von Krakeelen war die Verarbeitung in den meisten Fällen suboptimal.

Artur Lang kannte dieses Problem. Bei seinen Instrumenten tritt dieses Phänomen nur äußerst selten auf.

Die Gitarren von Artur Lang waren in folgenden Farben erhältlich:

Die rote Schattierung Bild 5 war bei den frühen Modellen dunkler als bei den späteren.
Die Lackierung Bild 6 wurde, wegen der Erkrankung von Lang, bei Winter in Ohlstadt durchgeführt.

HÄLSE

Zu Beginn seiner Tätigkeit fertigte Artur Lang alle Einzelteile für seine Hälse selbst. Später bezog er die schichtverleimten Hals-Rohlinge von der Firma Kollitz mit dessen Inhabern seine Frau Adele verwandt war. Ein Markenzeichen der Lang-Hälse ist die geringe Konizität über die gesamte Länge des Griffbretts. Der Breitenunterschied vom Sattel bis zum Griffbrettende schwankt zwischen 2 und 12mm, wobei die frühen Modelle die geringsten Maßunterschiede aufweisen. Die größte Konizität mit 11-12mm wurde an ÖKO-und SDL-Modellen nach 1970 gemessen. Die meisten Werte liegen zwischen 5 und 8mm.

Zum Vergleich: Eine Gibson-L5 weist eine Konizität von ca.14mm über die gesamte Griffbrettlänge auf.

  • Standardmodelle haben keine Bundmarken, die Balken- Einlagen und das Logo sind aus Plastik.
  • Das Griffbrettbinding hat im Originalzustand keine Bundstabschlitze
  • Aus Stabilitätsgründen verwendete Artur Lang kein Riegelahorn für seine Hälse

FRÜHE HÄLSE

Entwicklungsstufe TMS

Bild 1-3: Entwicklungsstufe TMS Quelle: HR

Besonderheiten:

  • Halssperung 5-fach; Hölzer: Buche,/Ahorn/ Mahagoni
  • Hals und Kopplatte einstückig
  • Keine Halsverstärkung
  • Griffbrett Ebenholz, einlagig
  • Griffbretteinlagen aus Plastik

Modell TP mit Spezifikation

Bild 4- 7:  Modell TP mit Spezifikation  Quelle: H

Das Modell gibt es auch mit einer Mensur von 626mm

Mechaniken sind standardmäßig versenkt im Holzfurnier auf der Kopfplattenunterseite.

Modell TML

Bild 8-10: Modell TML Quelle: HR

Modell SUP0 Mastro Arturo

Bild 11-12: Modell SUP0 Mastro Arturo Quelle: HR

Modell SUP0 Alosa

Bild 13-16:  Modell SUP0 Alosa mit Spezifikation  Quelle: HR

Die Ausführung für die frühen SUP0-Modelle ist die Vorstufe der Hälse für die großen Serienmodelle.

Halsfußformen und Profile

Halsverstärkung

Stahlschiene 6x15mm

Griffbretteinlagen

6 Balken aus Plastik weiss

5 Balken aus Perloid

6 Parallelogramme aus Perlmutt; letztes im 15ten Bund

6 Parallelogramme aus Perlmutt; letztes im 17ten Bund

Bild: Übersicht Griffbretteinlagen Quelle: HR

Bundmarken von frühen Hälsen

3 Rechtecke Perlmutt

4 Rechtecke Perlmutt

5 Dots Ø 4mm Perlmutt

5 Dots Ø 3mm schwarz

5 Dots Ø 2mm, 4 x schwarz, 1 x rot im 12. Bund

5 Dots Ø 2mm rot

Bild 1-6:  Bundmarken von frühen Hälsen    Quelle: HR

HÄLSE VON SERIENMODELLEN

Attribute gültig für die Modelle STD, SUP, SDL

  • Halssperrung 5/7-fach
  • Schichtmaterial aus 2 verschiedenen Hölzern; äussere Schichten aus Ahorn
  • Laminatstreifen standardmäßg Birne, selten Buche, Mahagoni, Palisander
  • Halsprofile: oval, flachoval, D-Profil
  • Halsverstärkung besteht aus eingeleimtem Vierkantstahlrohr 10mm x 10mm x 2mm
  • Hals/ Kopf-Übergang einstückig, mit oder ohne Volute
  • Halsfuß aus Ahorn, einstückig, aufgeleimt, mit unterschiedlichen Auflagen
  • Halsfuß annähernd parallel
  • Halsfußprofil flach mit ca. 10mm Korpusüberstand
  • Halsbefestigung: geleimt

Modell STD

Bild 1-3: Modell STD Quelle: HR

Modellbedingte Attribute

  • Palisandergriffbrett mit 5 Balkeneinlagem aus Perloid
  • Kopfplatte aus Ebenholz mit Logo aus Perloid und offene Bandmechaniken
  • Griffbrettbinding 1 oder 4-fach; keine Bundmarken

Modell SUP

Bild 4-7:  Modell SUP + Spezifikation  Quelle: HR

Modellbedingte Attribute:

  • alternativ Kopfplatte aus Ebenholz mit Logo aus Perlmutt
  • Volute an allen Hälsen
  • Bandmechaniken standardmässig

Modell SDL mit Volute

Bild 8-9: Modell SDL mit Volute Quelle: HR

Modell SDL ohne Volute

Bild 10-11: Modell SDL ohne Volute Quelle: HR

Die Spezifikation entspricht dem Modell SUP mit folgenden Attributen:

  • Hälse ab Ende der 60er ohne Volute
  • Griffbrettbinding 1/4-fach, selten 3-fach
  • Einzelmechaniken standardmässig, selten Bandmechaniken

Modell OES

Bild 12-14: Modell OES Quelle: HR

Modellbedingte Attribute:

  • Mit-oder ohne Volute
  • Kopfplatte: Ebenholz, ohne Binding, mit Logo aus Perloid
  • Konizität des Griffbretts über die gesamte Länge 12mm
  • Griffbrettbinding 1- oder 4-fach
  • Bandmechaniken

Modell OEL

Bild 15-17: Modell OEL Quelle: HR

Modellbedingte Attribute:

  • Keine Volute
  • Konizität des Griffbretts über die gesamte Länge 12mm
  • Griffbrettbinding einfach
  • Einzelmechaniken

Modell HML1

Bild 18-20: Modell HML1 Quelle: HR

Modellbedingte Attribute:

  • Mensur 620mm
  • Keine Volute
  • Konizität des Griffbretts über die gesamte Länge 7,5-9,5mm
  • Einzelmechaniken

Modell HMDL

Bild 21-23: Modell HMDL Quelle: HR

Modellbedingte Attribute:

  • Mensur 630mm
  • Keine Volute
  • Hals ohne Halsfuß, bodenseitig angeschraubt
  • Einzelmechaniken

Modell HMDK

Bild 24-25: Modell HMDK Quelle: Schmid

Modellbedingte Attribute:

  • Keine Volute
  • Trussrod mit Cover
  • Hals mit Halsfuß, bodenseitig verschraubt
  • Einzelmechaniken, gekapselt, Fabrikat Schaller

Halsverstärkung

Stahlprofilrohr 10mm x 10mm x 2mm

Alle Serienhälse sind mit diesem eingeleimten Stahlprofilrohr verstärkt

KOPFPLATTEN

Form 1 spitz

Form 2 asymmetrisch

Plastik-Kopfplattenauflage – frühe ALOSA-Modelle

Ebenholz-Kopfplattenauflage

Motive Metallplatte graviert

Motiv: Floral

Motiv: Wolken-Floral

Motiv: Viereck-Floral

Motiv: Viereck-Wolken-Floral

Motiv: Viereck-Zierband

Motiv: Sonne-Floral

Motiv: Sonne-Wolken-Floral

Motiv: Sonne-Meer-Venedig

Motiv: Sonne-Sonstige

Bild: Tabelle Kopfplattenmotive Quelle: HR

Form 3 – Gibson

Bild 1: Modell STD Bild 2: Modell SUP Bild 3: Modell SDL

Zeitraum: Mitte 50 bis Anfang 60

MECHANIKEN

Bild: Tabelle Mechaniken Quelle: HR

Bild 1-12: Mechanik-Typen Quelle: HR

Den Auswertungen zufolge ergibt sich ein klare Zugehörigkeit von Mechaniktypen zu den verschiedenen Gitarrenmodellen.

Bei seltenen Modellzuordungen handelt es sich meist um Anbauten auf Kundenwunsch.

SAITENHALTER

Bild: Tabelle Saitenhalter Quelle: HR

1 TRAPEZ

Bilder 1-3: TLE-Modelle mit Trapez Quelle: HR

2 HARFE

Bild 4: Modell TP Quelle: HR Bild 5: Modell TAL Quelle: HR

3 LYRA

Bild 6: frühe Ausführung Quelle: HR Bild 7: späteres Design Quelle: HR

4 ABM-Jazz

Bild 8: Modell OES Quelle: HR Bild 9: Modell OEL Quelle: HR

5 V-FORM

Bild 10: frühe Ausführung Quelle: HR Bild 11: Standard-Design Quelle: HR

Dieses Saitenhalterdesign wurde von der Firma ABM-Müller exklusiv für Artur Lang hergestellt. Es ist die am häufigsten verwendete Ausführung, die an fast allen Modellen, mit Ausnahme von TP, TMS und TML, zu finden ist.

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Halter mit dem LANG-Logo graviert.

6 TREMOLO

Bild 12: Modell HMDL Quelle: HR Bild 13: Standard-Design Quelle: HR

Serienmäßig war nur das Modell HMDL mit Tremolo ausgestattet. In allen anderen Fällen montierte der Meister die verschiedensten Fabrikate auf Wunsch seiner Kunden.

Bild 14: Katalogblatt Firma Müller Quelle: HR

STEGE

Die ersten Stege fertigte Artur Lang für seine Modelle mit tiefem Cutaway.

Als Werkstoff kam für ihn ausschließlich Ebenholz in Frage.

Insgesamt existieren aus eigener Produktion 4 verschiedene Varianten:

VARIANTE 1

Bild 1: Modell TLE 2 Quelle: Bamert

VARIANTE 2

Bild 2-3: Modell TLE 3 Quelle: HR

VARIANTE 3

Bild 4: Modell TP Quelle: HR

Stegvariante im Gretsch-Stil war exklusiv dem Modell Prämus vorbehalten

VARIANTE 4

Bild 5-6: Modell STD0 Quelle: HR

Die Originalausführung der Variante 4 bestand aus einem Stück. Im Zuge der Restauration wurde der Steg aufgetrennt und eine Höhenverstellung eingebaut.

TELLER-STEGE

Mit Einführung der Modelle mit großem Korpus wurden fast ausschließlich Stege der Firma Oskar Teller verbaut.

Die von Lang verwendeten Typen 102 und 103 waren in Ebenholz und Palisander erhältlich, wobei Palisander sehr selten eingesetzt wurde.

Modell OEL mit Typ 102E

Bild 7-8: Modell OEL mit Typ 102E Quelle: HR

Bild 9-10: Teller-Steg Typ 103E Quelle: HR

Die beiden Bilder zeigen den von Lang am häufigsten verwendeten Typ 103E.

Der erste Steg in den obigen Bildern wurde von Artur Lang in der Höhe modifiziert. Das Bohrloch dient der Befestigung des Schlagbretts. Die Stegbreite wurde im Laufe der Zeit von 10mm auf 13mm verbreitert.

Rollensteg

Bild 11: Rollensteg, Modell HMDL Quelle: HR

Bild 12: Katalogblatt der Firma Teller Quelle: HR

Alle Stege an meinen LANG-Gitarren sind klangoptimiert

Bild 13: Steg klangoptimiert Quelle: HR

Durch Ausfräsungen am Unter- und Oberteil wird das Gewicht von ca. 40 Gramm auf die Hälfte reduziert.

Dies hat auf die Klangübertragung einen gravierenden, positiven Einfluß:

  • Infolge geringerer Masse gelangt mehr Energie in das wichtigste Schwingelement, die Decke.
  • Durch die Längswölbung der Decke kommt es, bei planer Auflagefläche, zu unerwünschten Kippbewegungen beim Spiel, was eine Dämpfung der Schwingungen zur Folge hat.

Die Ausfräsung ermöglicht eine optimale Anpassung und einen absolut sicheren Stand des Stegs.

SCHLAGBRETTER

Zu Beginn seines Schaffens experimentierte Artur Lang mit verschiedenen Schlagbrettformen.

Von einigen frühen Ausführungen wurden nur wenige Exemplare hergestellt, aber bereits nach kurzer Zeit gab es eine feste Zuordnung zum jeweiligen Gitarrenmodell. Der Einfachheit halber wurde für die erste Phase einer Modellreihe der Begriff VORSERIE eingeführt.

Die Bezeichnung SERIE gilt für die Zeit der beständigen Zuordnung der Schlagbrettform.

Randverzierung: Einlagige Platten sind mit ein-oder mehrfachem Binding ausgestattet oder haben einen lackierten Rand. Bei Mehrschichtplatten mit verschiedenfarbigen Lagen werden die Zierränder durch eine Abschrägung des äußeren Plattenrandes gebildet.

Versuche ergaben, dass das Klangvolumen von LANG-Gitarren mit Schlagbrett vom Spieler etwas größer empfunden wird. Durch die spezielle Befestigung der Platte schwingt diese und generiert eine zusätzlich Schallquelle. Ein weiterer Effekt ist, dass ein Teil der austretenden Schallwellen aus dem Schallloch von der Plattenunterseite in Richtung des Spielers reflektiert wird.

Bild 1: Tabelle Schlagbrettformen Quelle: HR

SCHLAGBRETTER VORSERIEN-DESIGN

  • Bild 2: TYP 1 Modell TLE  / Quelle: HR 
  • Bild 3: Typ 2 Modell TLE / Quelle: HR
  • Bild 4: Typ 3 Modell STD0 / Quelle: HR
  • Bild 5: Typ 4 Modell SDL / Quelle: HR
  • Bild 6: Typ 5 Modell STD0 / Quelle: HR
  • Bild 7: Typ 5 Modell SUP0 / Quelle: HR

SCHLAGBRETTER-SERIENDESIGN

  • Bild 8: Typ 1 Modell KOS / Quelle: HR
  • Bild 9: Typ1 Modell KOL / Quelle: HR
  • Bild 10: Typ 2 Modell HML1 / Quelle: HR
  • Bild 11: Typ 3 Modell OEL / Quelle: HR
  • Bild 12: Typ 4 Modell TP / Quelle: HR
  • Bild 13: Typ 5 Modell SDL / Quelle: HR

ELEKTRISCHE AUSSTATTUNG

Lang-Gitarren sind in erster Linie für den akustischen Einsatz konzipiert.

Als zum Ende der 50er Jahre der Boom zur elektrisch verstärkten Gitarre einsetzte, konnte sich auch Artur Lang dieser Entwicklung nicht verschließen. Der Meister verabscheute es aber, Öffnungen für Tonabnehmer und Potis in das wichtigste Schwingelement, die Decke, einzubringen. Die Firma ROWE-DeArmond in Toledo, USA, hatte schon Jahre zuvor eine Entwicklung auf den Markt gebracht, die es erlaubte, Archtops mit einem Tonabnehmer nachzurüsten ohne die Decke zu beschädigen. Leider war der TA zu dieser Zeit in Deutschland nicht zu bekommen. Über die Firma Musik Schmidt in Frankfürt, die nach dem Krieg die ersten Gibson-Gitarren hierzulande vertreiben durfte, war es Artur Lang möglich, Produkte der Firma DeArmond zu beziehen.

Aus der großen Angebotspalette von DeArmond verwendete Artur Lang 3 Modelle:

1) DeArmond 1000

Bild 1: Modell DeArmond 1000 Quelle: HR

2) DeArmond 1100

Bild 2: Modell DeArmond 1100 Quelle: HR

Die Modelle 1000/1100 inklusive Kontrollbox und Befestigungselementen sind die optimale Lösung für die elektrische Nachrüstung von akustischen Archtops.

Vorteile des Systems:

  • Extrem niedrige Bauhöhe der Pickups von 9mm erlaubt den Anbau an fast alle Gitarren.
  • Eine spezielle Wicklung erlaubt den Einsatz von Saitenlegierungen mit niederem Fe-Gehalt.
  • Soundvariation durch Längsverschiebung des Tonabnehmers.
  • Nur 1 Bohrung am Halsende für die Befestigung der Stangenhalterung erforderlich.
  • Verhinderung von störenden Schwingungen der kurzen Saiten durch die Befestigungslasche.
  • Kontrollbox mit Lautstärken- und Tonregelung plus Wahlschalter Solo/Begleitung.

Im Begleitmodus ist die Lautstärke um ca. 30% verringert und die Bässe sind reduziert.

Das Modell 1100 besitzt Im Vergleich zum Modell 1000 nur 5 Magnete, zwischen denen verstellbare Polschrauben angeordnet sind. Dadurch ist die klangliche Abgrenzung der einzelnen Saiten etwas exakter, was dem Klangbild etwas mehr Kontur verleiht. Durch die Höhenverstellung der Polschrauben kann zudem das elektrische Feld der einzelnen Saiten geringfügig verändert werden.

Informationen und Daten über die spezielle Wicklung vom Experten Eugen Emminghaus:

Gewickelt wird in 2 Stufen. Zuerst um die Magnete der tiefen E bis G-Saite und danach um alle 6 Magnete. Auf diese Weise erhalten die tiefen Saiten mehr Wicklungswiderstand. Dadurch wird die im Normalfall größere Lautstärke der hohen H-und E-Saite ausgeglichen. Diese Art der Wicklung ist nicht einfach, weshalb die originalen Spulen von Hand, in Heimarbeit, und meist von Frauen hergestellt wurden.

Die End-Ohmleistung ist, bei beiden Modellen, mit 13 bis 15 K-Ohm, gegenüber anderen Pickups, die im Schnitt bei 4 bis 8 K-Ohm liegen, vergleichsweise hoch und erfordert eine große Anzahl Windungen.

Um eine Spule mit dem gewünschten Widerstand im Minigehäuse unterbringen zu können, musste die Drahtdicke auf 0,04mm reduziert werden. Wenn man bedenkt, dass das menschliche Haar im Schnitt 0,06mm dick ist, kann man erahnen wie schwierig es ist, solche Spulen herzustellen. Das erklärt auch die relativ große Toleranz der End-Ohmleistung bei den originalen Tonabnehmern, die deswegen auch deutliche Unterschiede im Klangverhalten aufweisen.

Auswirkungen der Drahtdicke und des Spulenwiderstands auf den Klang:

  • Dicker Draht, niederer Endwiderstand → höhenbetonter (metallischer) Klang
  • Dünner Draht, hoher Endwiderstand → weicher Klang

Seit einigen Jahren bezieht die Firma Gretsch aus Fernost originalgetreue Kopien der DeArmond-Modelle 1000 / 1100 und rüstet damit ihre Instrumente aus.

Die Remakes werden maschinell gewickelt und sind mit einer Toleranz von 0,3 K-Ohm im Endwiderstand sehr konstant. Unterschiede im Klangverhalten zwischen den jeweiligen Typen sind nicht feststellbar.

Der Endwiderstand der Spule beim Modell 1000 beträgt 15,4 K-Ohm, wogegen die Messungen beim Modell 1100 mit 7 K-Ohm gerade mal die Hälfte ergaben. Es ist anzunehmen, dass der Grund dafür bei den zusätzlichen, verstellbaren Polschrauben liegt die das Wickeln erschweren. Weiterhin muss man davon ausgehen, dass der Wickeldraht bei dieser Variante etwas dicker ist.

Da Gretsch internationale Vertriebsrechte für diese Produkte besitzt, sind die Pickups auch in Deutschland erhältlich. Der Preis ist im Vergleich zum Original relativ günstig; die Qualität ist hervorragend.

Ich teile die Meinung von Artur Lang, dass dieses Tonabnehmersystem das Optimum für Archtops darstellt. Aus diesem Grund habe ich den größten Teil meiner Lang-Gitarren damit ausgestattet.

Das Klangbild ist weich aber differenziert und kommt dem akustischen Klang des Instruments sehr nahe.

Bei Gitarren mit ausgeprägten Höhen ist das Modell 1000 zu empfehlen, wogegen für Instrumente mit geringerem Höhenanteil der Typ 1100 die bessere Wahl sein kann.

Ich bevorzuge eine mittels Langloch höhenverstellbare Stangenhalterung. Diese bietet die Möglichket der optimalen klanglichen Anpassung des Tonabnehmers.

Generell sollte der Abstand der Saiten zum Tonabnehmer möglichst groß gewählt werden. Dadurch wird zwar die Lautstärke etwas verringert, aber das Klangbild wird angenehm weich. Ein weiterer Vorteil ist die Reduzierung der Selbsterregung der Saiten durch die Magnete.

3) DeArmond 2000

Katalogbild aus Mitte der 60er Jahre

Die in Bild 8-10 gezeigten Modelle sind die einzigen von Artur Lang kreierten elektrischen Varianten.

Alle übrigen Modifikationen, mit anderen Fabrikaten, wurden von Lang auf Wunsch der Kunden montiert.

Schlagbrett in Bild 8 und 9 nicht original

Verbesserte Tonregelung

Ich war noch nie ein Freund der Standard-Tonregelung mittels Potentiometer, denn schon eine geringe Drehung am Einstellknopf erzeugt einen mumpfigen Ton.

Diesen äußerst unangenehmen Effekt kann man durch den Einbau eines Drehschalters mit mehreren verschiedenen, parallelgeschalteten Kondensatoren vermeiden. Damit kann man die Resonanzfrequenz über einen großen Bereich hinweg in Stufen variieren. Das Prinzip ist nicht neu, aber erst dem renommierten Elektroniker, Helmuth Lemme, ist es auf meine Bitte hin gelungen, ein Bauteil zu entwickeln, das problemlos unter das Schlagbrett und in die DeArmond-Schaltbox passt.

Miniaturausführung des Reglers mit 6 eingebauten Kondensatoren, unter Verwendung eines handelsüblichen 10-stufigen Drehschalters der auf 6-Stufen begrenzt ist.

Maße in mm:

  • Länge 28
  • Breite 18
  • Unterflurhöhe 11

Einbau C-Switch in die Kontrollbox von DeArmond

Bild 13 zeigt die Originalschaltung in der Reglerbox von DeArmond.

Bild 14 zeigt den eingebauten C-Switch, anstelle des Tonpotis, mit veränderter Schaltung

Das Ergebnis kann sich hören lassen!

Infos über den C-Switch und weitere interessante elektronische Bauteile gibt es hier:

https://www.gitarrenelektronik.de/produkte/soundschalter/c-switch-fuer-e-gitarren

Bild 15: Katalogbild Schaller Quelle: HR

Waschmaschine gegen Gitarre…

Meine Artur Lang

Ein Freund rief an und fragte, ob ich denn (noch) eine alte Gitarre haben wolle… Ich war froh, selber ans Hörrohr gegangen zu sein, denn meine Holde hätte ihn wohl mit Sätzen wie: Davon hat er schon genug… oder: Wo soll er die denn noch hinstellen… abgewimmelt, und die (olle) Gitarre wäre in der Müllverbrennungsanlage gelandet, ein Wurst/Käse Szenario (worst case Szenario…). Ich war also mit der Annahme des Telefonates in einer Zwickmühle: Entweder eine neue Gitarre (Nr.14/15/16 oder so) ins Haus holen, meine Frau gegen mich und meinen Gitarren-Harem aufbringen oder aber meinen lieben Freund ‚enttäuschen‘ der es nur ‚gut‘ mit mir gemeint hatte…

Einen Haken hatte die Sache allerdings: Besagte Klampfe stammte aus dem Nachlass einer ‚älterenDame‘, die ihrer jungen Haushaltshilfe ihren Hausstand hinterlassen hatte, mehr zur posthumen Entsorgung, als dass es ein ‚Erbe‘ gewesen wäre…

Selbige junge Raumpflegerin hoffte, mit dem ganzen Trödel wenigstens so viel zu erwirtschaften, dass dabei eine einfache Waschmaschine, die sie dringend brauchte, herausspringen würden. Und während mein Freund so erzählte, hatte ich Bilder einer geschundenen Wandergitarre, die im Nieselregen, in der Nähe eines Lagerfeuers, in der Sonnenglut oder bei Frost, zu ‚Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen…‘ geschrummt worden war, und die nun gegen eine blitz-blanke Waschmaschine eingetauscht werden sollte…

Und genau das war’s, was mir mein Freund eigentlich sagen wollte: Nimm die Klampfe, unbesehen, egal, was das für ein Drahtverhau sein mag, nagle sie notfalls im Partykeller als Deko an die Wand, aber spendiere der jungen Dame eine vernünftige Waschmaschine… Nun hatte ich also zwei (oder drei?) Probleme: Meine Frau im Nacken und die andere, junge Frau vor der Brust… (und die alte Dame mit ihrer sehr wahrscheinlich verhunzten Wanderklampfe vor meinem inneren Auge…) Es galt nun also, meiner lieben Frau (und mir…) argumentativ die edle Tat schmackhaft zu machen:

Symbolische, olle Klampfe gegen dringend benötigte Waschmaschine für junge Frau in sozialer Schieflage… Nein-sagen ging also nicht, wie sollte ich je wieder in den Spiegel schauen können?! Nach kurzer Waschmaschinen-Preis-Recherche mit temporärer Schnappatmung, hab ich dann aber mutig und aus vollster sozialer Überzeugung zum mittleren Preissegment gegriffen und das Geld vom Konto geholt. So ausgestattet habe ich eines Abends bei obigem Freund besagtes Geld treuhänderisch gegen einen Gitarrenkoffer samt Inhalt getauscht und über einem guten Single Malt, einem weiteren Single Malt (oder waren’s noch zwei?) vergessen, überhaupt einen Blick auf das ‚Ding‘ zu werfen. Vielleicht wollte ich mir aber auch nicht die Blöße geben, ein neues Weißgerät gegen ein altes Sch…-Gerät eingetauscht zu haben, gute Tat hin, gute Tat her… man weiß ja nie! Oder?

Am nächsten Tag fand ich im dem buckeligen Koffer eine Schlaggitarre mit Tonabnehmer, zwei ordentlich aufgewickelte Diodenkabelchen und einen NOS-Satz geschliffener Saiten. Was da vor mir lag, hat mich nicht vom Hocker gerissen, denn mit dem Logo zwischen den Mechaniken, die irgendwie nach Wandergitarre (aaah, die befürchtete Wanderklampfe…) aussahen, konnte ich nix anfangen. Aber bei genauerem Hinschauen sah die Gitarre aus wie neu; recht schöner Körper, ansprechende Proportionen, blond, schlanker Hals… (ähm, ich schweife gerade ab) Ergo: Was’n das? Als ich sie dann aus ihrem Koffer nahm, in dem sie wohl seit Jahrzehnten unangetastet gelegen hatte, klang sie sofort, allein durch die Berührung…

Ich mach’s kurz: Mit den Uraltsaiten war sie nach kurzem Stimmen spielbar, auf dem ganzen Griffbrett, in allen Lagen, ausnahmslos präsent, glockenklar, ohne aufdringlich oder zu laut oder zu leise zu sein. Der schwebende Pickup lieferte mit meinem alten Dynacord-Jazz Röhren-Amp einen fantastischen Sound. Zusammen sind die Oldies so ziemlich 120 Jahre alt…

Die spärlichen Hinweise, die ich damals bei der Recherche mit den Suchworten „Kopfplatte mit Notenschlüssel und den Buchstaben L und A“ fand, halfen mir nicht wirklich weiter, von Artur Lang hatte ich bis dato noch nie etwas gehört.

Mittlerweile scheint sich Dank der erstklassigen ‚Aufklärungsarbeit‘ nicht zuletzt dieser Homepage, der Name Artur Lang (wieder) etabliert zu haben, und wenn mir jemand anerkennend zunickt, dann wohl weniger wegen meiner Spieltechnik, als vielmehr dieser herrlichen Gitarre wegen…

Fast 10 Jahren hab ich sie jetzt, und sie ist die unerreichte Queen meines Gitarren-Harems. Je mehr ich über sie weiß, desto mehr wächst sie mir ans Herz- und wie gut das Schätzchen für ihr Alter noch aussieht, ist sowieso unglaublich… (ich schweife schon wieder ab! 😉

Meine besten Wünsche und Grüße an alle, die ihre Artur Lang schätzen und lieben! Und meine höchste Wertschätzung und herzlichsten Dank an Dich, Herbert Rittinger, für deine tolle Arbeit, die du machst!

Liebe Grüße von’ne Küste

Klaus G. Otto

 

 

KAPITEL 6 GITARREN MIT LANG – DNA

KAPITEL 6 GITARREN MIT LANG – DNA 02.12.2020

LANG-GITARREN MIT FREMDKOMPONENTEN

SDL – Hals nicht original

SUP – Hals nicht original

Bei dieser LANG-SUPER wurde der originale Hals durch eine Klassik-Komponente vom Gitarrenbauer Edgar Mönch ersetzt.

Edgar Mönch, geboren am 29. Oktober 1907 in Leipzig, war ein deutscher Gitarrenbauer aus München, der im Jahre 1965 nach Toronto auswanderte. Seine Gitarren wurden u.a. von John Williams, Jorge Morel und Julian Bream gespielt.

TLL – Griffbrett nicht original

Auch bei dieser Gitarre war offensichtlich ein Spieler aus dem Klassikbereich der Urheber für diese, vom Original abweichende Modifikation. Das flache Griffbrett ohne Einlagen bestärkt diese Vermutung.

STD – Hals nicht original

Die Geschichte dieser modifizierten LANG-Standard:

Eines Tages wurde mir eine LANG-SDL aus Österreich angeboten. Ich zögerte nicht lange und kaufte sie.

Der Besitzer, ein Pensionär, machte mir das Angebot, das Instrument persönlich bei mir abzuliefern.

Bei seinem Besuch stellte sich heraus, dass er Artur Lang persönlich kannte und über die Jahre schon mehrere Instrumente von diesem erworben hatte. Ganz nebenbei erzählte er mir, dass er noch einen Korpus einer LANG, ohne Hals, besitze. Dies sei seine erste Gitarre vom großen Meister gewesen wie er sagte.

Weil er es aber gewohnt war auf klassischen Gitarren zu spielen, bereitete ihm der schmale Hals und das gewölbte Griffbrett Probleme und so brachte er die Gitarre zu einem Instrumentenbauer in seiner Nähe und bat diesen einen Konzertgitarrenhals einzubauen. Das Original wurde beim Ausbau leider zerstört. Das Halslager im Korpus musste wegen der größeren Halsbreite einseitig erweitert werden.

Leider ist der neue Hals aber schon nach kurzer Zeit gebrochen und so blieb ein fast neuwertiger Korpus übrig, mit dem sein Besitzer nichts anzufangen wusste.

Kurze Zeit später gehörte der Torso mir und ich sah mich vor der Aufgabe, den Korpus wieder mit einem standesgemässen Hals zu vereinen.

Auf die einseitige Auffütterung des Halslagers habe ich aus optischen Gründen verzichtet. Dies hatte eine Neukonstruktion zur Folge, da ich die Maße nicht von einer meiner LANG’s direkt übernehmen konnte.

Dass dabei die etwas opulentere Ausführung, mit der die SUP-und SDL-Modellen bestückt sind herausgekommen ist, war nicht ganz unbeabsichtigt.

GITARREN MIT ORIGINALEN LANG-KOMPONENTEN

GLASSL Gustav

HOPF mit Lang-Komponenten vom Modell KNL

ALOSA mit LANG-Komponenten

Dies ist ein sehr frühes Modell von ca. 1953. Da Artur Lang zu Beginn seines Schaffens auch einige Gitarren an ALOSA geliefert hat, könnte es durchaus sein, dass dieses Instrument aus dessen Werkstatt stammt. In diesem Falle würde es sich um das Modell KNS handeln. Leider reichen die Informationen aus dem vorliegenden Bildmaterial nicht aus, um diese Annahme sicher zu belegen.

ALOSA-Standard mit LANG-Hals


RAUSCHMAYR Erich

Modell GRANDESS 1

Verwendete LANG-Komponenten:

  1. Decke und Boden vom Modell KF
  2. Hals vom Tiefcut-Modell mit modifiziertem Halsfuß

Modell GRANDESS 2

Verwendete LANG-Komponenten:

  1. Decke und Boden vom Modell KN
  2. Hals vom Tiefcut-Modell mit modifiziertem Halsfuß

SANDNER Anton

Diese Gitarre im LANG-Stil fertigte Anton Sandner für AMC.

Decke und Boden stammen aus den Beständen des Geigenbauers Hollenbach.

Hollenbach hat, nach dem Tode von Artur Lang, in den Jahren 1978-80 versucht, Kopien von LANG-Gitarren zu bauen und zu verkaufen.

Die Decken und Böden hierfür wurden bei der Firma Fuchs, die vormals LANG belieferte, vorgefräst, unter Verwendung des Original-LANG-Kopiermodells. Adi Feil, zu dieser Zeit Geschäftsführer des Musikgeschäfts Hunklinger in Traunstein, sollte die Hollenbach-Lang-Kopien vertreiben. Das Vorhaben scheiterte, weil die Instrumente in Bezug auf Verarbeitung und Klang nicht dem Niveau des Originals entsprachen.

Nach dem Tode von Hollenbach erwarb die Firma AMC, 2008, die Restbestände der verbliebenen Decken und Böden und bot sie zum Verkauf an.

SCHARPACH Theo

Vienna Sunset

Bild-01 VIENNA Quelle – Scharpach
Bild-02 VIENNA Quelle – Scharpach

Theo Scharpach übernahm 1985 den gesamten Bestand an Deckenhölzern aus Artur Langs Werkstatt.

Weitere Infos hier: https://www.scharpach.com/

SONSTIGE

Flattop aus Lang-Komponeten

Diese Flattop wurde 2014 in ebay angeboten. Sie besteht, außer Mechaniken, Steg und Tonabnehmer, aus originalen Rohkomponenten von LANG.

Allerdings ist das Baudatum nicht wie in der Beschreibung angegeben, Anfang der 70er Jahre, sondern Jahrzehnte später. Der Verkäufer, ein intimer Lang-Kenner, hat dieses Projekt selbst bei einem Gitarrenbauer durchführen lassen.

Es war nicht das erste Mal, dass dieser Verkäufer Fakes unter der Bezeichnung Original-LANG verkauft hat.

Thinline mit LANG-Hals

Der LANG-Hals könnte in einen FRAMUS-Atlantik-Korpus eingebaut sein.

Eigenprojekt HGL

HGL bedeutet: Zargenhöhe Halb – Korpus Gross – Luxus

Spezifikation

  • Korpusabmessungen (außer Zargenhöhe) wie Modell SUP
  • Decke und Boden von Hollenbach – gefräst bei Fuchs mit der Kopierschablone von LANG
  • Grössere geteilte Schalllöcher, wie bei Modell TP
  • Zargenhöhe 5,5cm
  • Einstreifiges Zargenbinding
  • Restaurierter Original-Hals
  • Halsbefestigung mittels Schraubanker
  • Originalgetreue Hardware

Nach bisherigem Kenntnisstand hat A. Lang nur ein grosses SEMI-Modell gebaut.

http://schlaggitarren.de/archtop/restauration-einer-lang-semi/

Die enorme akustische Klangfülle dieser Gitarre, gepaart mit optimalem Handling, waren die Beweggründe für den Bau des Modells HGL.

GITARREN IM LANG-STIL

BENEDETTO Robert

Making an Archtop

Bild: Benedetto / Quelle: „Making an Archtop Guitar“ von Robert Benedetto.

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus Seite 25 des Buches „Making an Archtop Guitar“ von Robert Benedetto.

Die abgebildeten Löcher stammen vom SUP-Modell mit großem Korpus das erst 1955 eingeführt wurde.

Die Tiefcutaway-Modelle ab 1952 haben etwas grössere Schalllöcher.

D‘AQUISTO Jimmy

Solo / Teardrop / Montequisto

HOYER

3064 LANG

3065 LANG

NEUBAUER

Doppelcutaway

Tiefcutaway

RAUSCHMAYR Erich

Variante 1

Variante 2

Variante 3

Variante 4 / 4a

Variante 5

SEIFERT Heinz

Kopie D’Aquisto Solo

Bilder: Kopie D’Aquisto Solo Quelle: Lob

SANDNER Anton

Jumbo 19 Zoll

LANG-Stil 17 Zoll

Tiefcutaway

Bild: Framus-Prospekt Quelle: Web

REIS Heinrich

Handschriftlicher Vermerk auf Bodeninnenseite: Heinrich Reis München 1976.

Ausführung und Verarbeitung entsprechen nicht dem LANG-Standard.

Unbekannt

OSTDEUTSCHLAND – DDR

GEWÖLBTES MODELL

Modell ohne Cutaway

Modell mit Cutaway

MIGMA – Dölling

Bilder vom Korpusinneren

Diese LANG-Kopie ist eine zahlreich verkaufte Gitarre aus der DDR in den 60er Jahren.

Vollmassive Hölzer, beste Verarbeitung, optimales Handling und hervorragende klangliche Eigenschaften kennzeichnen dieses Modell.

Hemosch, Meinel & Herold und Migma waren die bekanntesten Vertreiber, wobei Hemosch mit Abstand die meisten Modelle dieser Art verkauft hat.

Variationen gibt es bei Form und Dekor der Kopfplatte, dem Halsfußprofil, beim Griffbrett und der Hardware. Diese Unterschiede sind bedingt durch die individuellen Eigenheiten der Gitarrenbauer und die Wünsche der jeweiligen Vertreiber.

Die Korpusform außen und innen und der Halsrohling sind jedoch annähernd unverändert.

Alle Hälse sind geschraubt.

Auffallend ist, dass bis dato kein Modell dieser Art von Herrnsdorf in meiner Bildergalerie zu finden ist.

Interessant ist die Frage, wer die Komponenten für diese Gitarren hergestellt hat

In meiner Bildergalerie befanden sich, zum Zeitpunkt der Berichterstellung, 20 derartige Modelle.

Von Erich Dölling gibt es zwei mit dem MIGMA-Label. Drei weitere weisen das für Dölling typische Halsfußprofil auf, das lässt vermuten, dass auch noch andere Gitarrenbauer dieses Modell gebaut haben.

Ein Label ist nicht der Beweis dafür, dass alle Komponenten von der auf dem Etikett aufgeführten Person hergestellt wurden.

Gerade kleine Gitarrenmanufakturen haben oft Rohkomponenten von anderen Herstellern bezogen, konfektioniert und gelabelt.

Aufgrund der hohen Qualität und der typischen konstruktiven Merkmale besteht ein berechtigter Grund zur Annahme, dass die Hauptkomponneten Korpus und Hals aus der Werkstatt von Herbert Todt stammen.

Datenblatt eines gewölbten Modells

Bild: Datenblatt Hemosch Quelle: HR

GERMAN CARVE – MODELL

HERRNSDORF – Elektro Artist

Bilder vom Korpusinneren

Weitere Infos: http://schlaggitarren.de/archtop/restauration-einer-herrnsdorf-elektro-artist-von-todt/

Dieses Modell wurde von Herbert Todt speziell für Herrnsdorf gebaut und ist bezüglich Qualität und Ausführung noch etwas höherwertiger als die gewölbte Variante.

Die Korpusform ist, bei gleicher Grösse, am unteren Bug abgeflacht. Decke und Boden sind in German Carve ausgeführt und die Zargenhöhe ist etwas größer. Die gesamte Dicke (Zargenhöhe + Wölbung von Decke und Boden) ist mit 9,5cm um 1cm stärker als beim gewölbten Modell.

Weitere Merkmale sind die beiden Querbalken unter der Decke, die eingelegten Zierstreifen in der Zarge und der große Radius am Cutaway-Ende zur Halsanbindung.

Das opulente Binding von Decke und Boden ist wie bei LANG 9-fach.

Der Schriftzug für die Modellbezeichnung befindet sich auf Korpus, Kopfplatte oder Schlagbrett.

Der PU ist versteckt im Halsende untergebracht, während die Stecker für die elektrische Abnahme in den Halsfuß integriert sind. Die Regelpotis befinden sich auf der Schlagbrettunterseite; somit gibt es keine Beschädigungen am Korpus durch den Einbau der Elektrik.

HERRNSDORF – Variante 1

Dass es dieses Modell bei Herrnsdorf auch mit einer etwas anderen Korpus-und Schalllochform, ohne Radius am Cutaway und ohne Zierstreifen an der Zarge gibt, legt die Vermutung nahe, dass die Entwicklung des Modells Elektro Artist stufenweise stattgefunden hat.

HERRNSDORF – Variante 2

Gleicher Korpus und Hals wie bei der Elektro Artist, aber mit tropfenförmigen, nach außen geschwungenen Schalllöchern, wie sie in dieser Eleganz nur noch bei den FAVORIT-Modellen von Heinz Seifert zu finden sind..

“ A long way from home“

Charles Dain Hornbecks Lang

Over the past week I have made some amazing discoveries about my guitar. Until just 10 minutes ago when I found your website I thought that I may never find any more information on my guitar. I had been under the assumption that this was made by Edgar Monch. I discovered the website of Edgar’s Monch’s nephew who I have emailed with description and photos of my archtop. He replied 2 days later saying that he was very curious about the axe so he asked the wife of the late Edgar if he had ever built an archtop to which she said no. [paste of email from Kolya]

Hello, Was rather intrigued by your mail with photos of your alleged Edgar Mönch archtop guitar. As Mönch was my uncle and both of us luthiers

I probably know more about his life and work than most people. Just to corroberate my opinion on this guitar I phoned his wife who agreed with me; that is to say Mönch never built a steelstring let alone archtop guitar in his life. Which means that this guitar was built by someone else who fitted it with the Mönch label which was no doubt pilfered from a classical guitar of his which was perhaps beyond repair. Also, Mönch would never have penned in  „GERMANY“ on his label, especially in such a sloppy fashion. Other than that, the guitar looks quite lovely and in good condition . Hope it also sounds good.

 Wish you well,  Kolya

„Lang Flattop? Ich bin platt!“

Dies ist keine Lang-Gitarren-Geschichte, dies ist nur der Beginn der Geschichte und alle, die dies lesen, sind eingeladen, mit Geschichte zu schreiben:
Dies ist die erste Lang Flattop, die mir je vor Augen kam. Vielen wird es ähnlich gehen, aber ich habe ein kleines, feines Privileg: Sie gehört jetzt mir.
Entdeckt habe ich sie Anfang Februar 2005 in der Rubrik „akustische Gitarren“ bei eBay Deutschland. Zweihundertundetliche Euro und eine Fahrt durch den Schnee von Wien nach Köln später gehörte sie mir.
Jetzt rätsle ich gemeinsam mit dem sehr kompetenten und engagierten Wiener Gitarrenbauer Andreas Neubauer, wie sie wohl ursprünglich aussah: Offene Mechaniken? Oder ist das ein sehr spätes Modell, bei dem die ölgelagerten Tuner original dazu gehören? Und: Wie sah wohl die Brücke aus?

Hm – wir machen jetzt mal den Ede Zimmermann: „Die GiPO Wien (=Gitarren Polier Organisation) ersucht Sie um sachdienliche Hinweise: Wer kennt diese Gitarre? Wer hat ein Foto von dieser oder einer ähnlichen Gitarre? Wer hat Erinnerungen daran, wie diese Gitarre original aussah? Wer kennt ähnliche Lang Gitarren-Modelle?“ Sachdienliche Hinweise bitte an
michael.lynn@chelo.at!“

Im Ernst: Hat wer einen Tip? Dann ist Michael Lynn dankbar für jeden Hinweis, jede Erinnerung und jedes vielleicht noch irgendwo vorhandene Foto dieser oder einer ähnlich aussehenden Lang!
Wie die Geschichte weiter geht, wird nach geglückter Restaurierung hier verraten und ausführlich fotografisch dokumentiert!

„Archtop Germany“

Als ich nach Gründung von Archtop-Germany ( www.archtop-germany.de ), wo es um die aktuelle Archtop-Szene in Deutschland geht, nach weiteren Punkten zur Abrundung des Themas suchte, beschloss ich, den Bereich der aktuellen Archtop-Hersteller um eine Vintage-Abteilung zu erweitern.

Bei meinen Recherchen hierfür tauchte auch der Name „Lang“, den ich vorher noch nie registriert hatte, auf. Die Informationen auf dieser Webseite (Tats Ohisa, Japan) schienen mir erst einmal etwas übertrieben. Bei gezielter Suche nach dem Suchwort „Artur Lang“ tauchten dann auch nur wenige Quellen auf, die aussagekräftig sind, aber alle sind entsprechend „euphorisch“: Neben der Seite von Tats Ohisa sind dies eben die, auf der wir uns jetzt gerade befinden, die Webseite von Guitarjoe sowie schönes Bildmaterial auf der Webseite des Musikkellers von Norbert Schnepel. Mehr gibt es eigentlich nicht dazu.

Etwas stutzig hat mich das schon gemacht: Warum sind Gitarren, die „angeblich“ so gut sind, so wenig bekannt? Ich selbst hatte mich ja auch schon sehr lange mit Archtops beschäftigt, allerdings nicht speziell mit German Vintages. Da ich erst einmal genug zu tun hatte, habe ich das Thema „Lang“ erst einmal beiseite gelegt. Bei einem ausführlichen Telefonat mit dem Gitarrenbaumeister Johannes Striebel kam er u.a. auch auf das Thema „Lang“ zu sprechen. Er ist u.a. auch auf die Restaurierung dieser Gitarren spezialisiert. Als ich ihn fragte, was denn so besonderes an Lang Gitarren sei, fragte er nur zurück, ob ich schon mal eine gespielt hätte, was ich natürlich verneinen musste. „Wenn ich noch einmal eine ‚rein bekomme, sage ich dir Bescheid“ war sein Kommentar dazu. Dies hat natürlich meine Neugier weiter angestachelt.

Also wartete ich auf eine Gelegenheit eines dieser seltenen Exemplare einmal spielen zu können. Nachfragen nach möglichen Verkäufen von Lang-Gitarren wurden erst einmal negativ beschieden. Zudem kursierte ein Gerücht über eine Lang-Archtop, die in den USA von Studio zu Studio gereicht werden soll…

In einem Telefonat mit Norbert Schnepel vom Musikkeller Dorsten kam ebenfalls, auch eher zufällig, das Thema auf. Als ich auch ihm gegenüber zugeben musste, dass ich noch keine Gelegenheit hatte, eine Lang zu spielen, versprach er mir, Eine in den nächsten Tagen per Post zum Testen zuzuschicken, ich müsse nur den Transport bezahlen, falls ich sie nicht behalten wolle.

Drei Tage später hielt ich das gute Stück in Händen. Um es kurz zu machen, Ansprache, Transparenz und Klang der Gitarre sind wunderbar, ich verstand nun die euphorischen Kommentare zu diesen Gitarren. Es handelt sich im übrigen um eine „Top-of-the-Line Lang“ (gravierte Neusilberplatte, 7-teilger Hals, 8-lagiges Binding). Ich wurde mit Norbert Schnepel schnell handelseinig und so hat meine Super 400 eine würdige „Schwester“ bekommen.

Test- und Spielbericht dieser Gitarre findet sich in Archtop-Germany

( http://www.archtop-germany.de/-Hersteller/-Testberichte/-testberichte.html ). Andreas Polte

Theo Scharpachs „Vienna Sunset“

Schon vor einiger Zeit verirrte sich der bekannte Gitarrenbauer Theo Scharpach auf meine Site. Er baute unter anderem als einziger Europäer eine Jazzgitarre für Scott Chinery den bekannten Archtop-Lover und seine „Blue Guitar Collection“. Desweiteren spielen Weltbekannte Spieler wie Uwe Gropinski, Michael Langer und Steve Howe seine Kunstwerke. Umso überraschter war ich als er mir schrieb, dass er seinerzeit, das Holzlager von Adele Lang aufkaufte und nun aus den vorgefertigten Decken  neue Meisterwerke schafft.   Hier sein Bericht. Für nähere Informationen bitte unten klicken.   https://www.scharpach.com/archtop/  
I started to use topplates that I had bought from the widow of A. Lang. This old stock I must have bought more then 15 years ago. Lang was a well-known German guitarmaker living in Garmisch Partenkirchen, Germany and died in 1975.   Although some of the woods may have minor visual failures, it is acoustically far-out superior. The roughly pre-cut tops do sound like a bell. I estimate that they have been stored to dry in the workshop of Lang for more the 40 years. The wood itself would therefore surely be more then 250 years old. In the time Lang bought his wood, the supply of high quality was no problem.   For the first time I am using a bicolour partial gold-plated titanium tailpiece that is originally designed by me and only available on Scharpach Archtops. I found out that a massive metal tailpiece does a much better acoustic job then an ebony tailpiece. Even the wheel and thread in the adjustable bridge are made of titanium for reducing weight and a faster response time of the bridge.   The guitar has a powerful and well-balanced acoustic sound and is very easy to play. It produces just enough bass and strong fat punchy trebles, still with rich harmonics. The guitar does not have this midrange sound that sometimes is typical for Archtops, nevertheless is still cuts through.   The colour of this Archtop, I call Vienna Sunset, has not the reds as you get from a Sunburst. To me this traditional colour is very appealing, showing many fine graduations of coloured shades.

Für`n Appel und n`Ei

Meine Lang-Gitarre habe ich auf dem Flohmarkt in Hersbruck nahe Nürnberg erstanden – ziemlich verstaubt, verdreckt. Ich bin selbst Musiker und Gitarrist, daher hat mir dieses Stück auf Anhieb gefallen – auch wenn ich bis dato nichts von einer Lang-Gitarre gehört hatte. Doch der Klang dieser Gitarre hatte mich fasziniert und so erstand ich sie für’n Appel und ’n Ei und brachte sie dann zu einem Gitarrenbauer bei uns in der Nähe.

Meine Freundin hatte natürlich wie immer was dagegen, wenn ich mir eine Gitarre kaufe – sie ist jetzt schon meine Vierte – aber von allen meinen Gitarren ist diese das Glanzstück. Kurz vor Weihnachten habe ich sie dann restauriert mit neuer Mechanik, neuen Saiten und einem Tonabnehmer bei ihm abgeholt und ich bin begeistert.

So, jetzt noch ein paar Aufnahmen dieses Prachtstückes – ich weiß allerdings nicht aus welchem Jahr sie stammt.

Wenn du vielleicht nähere Infos hast, bitte ich dich, sie mir doch zukommen zu lassen. Viele Grüße aus dem Frankenland

Prämus

Dass Meister Lang eine geringe Stückzahl seiner Gitarren unter der Zweitmarke „Prämus“ an ein Frankfurter Musikhaus verkaufte, war mir beim Kauf dieser Gitarre nicht bewusst. Mehr durch Zufall stolperte ich beim Stöbern im eBay darüber. „Jazz-Gitarre alt aus Familienbesitz zu versteigern“ hieß es da. Laut Besitzer stammte die Gitarre von einem Onkel, der gestorben sei, die Gitarre aber bis zuletzt nutzte. Anscheinend haben damals schon mehrere Bieter versucht, die Gitarre vor dem eigentlichen Auktionsende herauszukaufen. Elke und Harald, die Verkäufer, hatten aber nicht so richtig Lust, dass die Gitarre in irgendwelche Hände gelangt, die nur Geld damit verdienen möchten.

So fuhr ich also kurzentschlossen 150 km nach Saarbrücken, um mir das gute Stück anzuschauen. Die Sympathie war den beiden dann wichtiger als Geld, und so erwarb ich die Prämus für 650 Euro incl. original Koffer. Leider lösen sich die Bindings um die Schallöcher und am Korpus sind die Bünde fertig. Der Hals ist krumm, Kopfplatte war mal gebrochen und auch der Saitenhalter scheint mir trotz der Zweitmarkenvariante nicht der Richtige zu sein. So ging die Lang bereits im November 2003 zum Gitarrenbauer. Dieser sucht übrigens immer noch vergebens das dicke Aussenbinding in elfenbein bzw. creme. Wenn jemand weiß, wo man die original dicke Qualität noch erstehen kann, gebt mir Bescheid. Und falls irgendwo noch ein Saitenhalter rumfliegt…

Nach und nach, werde ich die Bilder der Restauration nachreichen.

Gruß Michael