Dieser Artikel ist dem Gitarrenbauer Artur Lang und seinen Instrumenten gewidmet.
Seine Gitarren befinden sich auf allerhöchstem handwerklichen und klanglichen Niveau und zählen zu den Höhepunkten deutscher Gitarrenbaukunst.
Bereits im Jahr 2002 hatte mein Freund, Daniel Beurer, eine Internetseite (www.lang-gitarren.de) ins Netz gestellt, welche ich geraume Zeit später als Co-Autor mitgestalten durfte.
Leider war der Programmaufbau den rasant gestiegenen Anforderungen nicht mehr gewachsen, was zur Folge hatte, dass das Einbinden von anspruchsvollen Graphiken einen immensen, unzumutbaren Zeitaufwand erforderte. Aus diesem Grund wurde die Seite im Jahr 2012, zum Leidwesen seiner Fangemeinde, vom Netz genommen.
Nun möchte ich mein Versprechen einlösen und einen ausführlichen Bericht über Artur Lang und seine Gitarren einstellen.
Da der Artikel sehr umfangreich ist habe ich ihn, ähnlich wie meinen Bericht über ROGER-GUITARREN, in Kapitel aufgeteilt. Das vereinfacht das Navigieren und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Neues, Ergänzungen oder Korrekturen problemlos einzufügen. Einen Teil der Beiträge aus der gelöschten Seite werde ich in die neue Version übernehmen.
Die Publikation beginnt mit dem ersten Teilabschnitt und wird kontinuierlich fortgeführt.
Ich betrachte es als Verpflichtung und Ehre zugleich, über das Leben und Schaffen des berühmtesten deutschen Gitarrenbauers zu berichten, dessen Leidenschaft es war, Instrumente zu bauen, die in allen Belangen neue Maßstäbe gesetzt haben.
Mir war von Anfang an bewusst, dass dieses Unterfangen kein Leichtes werden würde, denn im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern gibt es bei Lang keine Nummern oder Listen mit deren Hilfe man entweder das Baudatum oder die Anzahl der gefertigten Gitarren bestimmen kann.
Eine Antwort auf diese Fragen ist nur über die zeitliche Zuordnung der einzelnen Entwicklungsschritte die der Meister über die gesamte Periode seines Schaffens implementiert hat möglich.
Über die Restauration, Vermessung und Dokumentation von über 100 Lang-Gitarren, einschließlich umfangreichem Bildmaterial von weiteren zweihundert Instrumenten, sammelte ich die notwendigen Informationen für mein umfangreiches Vorhaben.
Darüber hinaus verspürte ich, geprägt durch meine berufliche Entwicklungstätigkeit, ein unbändiges Verlangen, den Geheimnissen der außergewöhnlichen akustischen Präsenz der Gitarren auf die Spur zu kommen.
Als Autor möchte ich mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Herbert Rittinger und ich sammle, restauriere und spiele alte deutsche Schlaggitarren seit vielen Jahren.
Als Teenager hatte ich, Ende der 50er Jahre, meine erste Begegnung mit den Gitarren von Artur Lang. In Schramberg sorgte zu dieser Zeit eine Tanzkapelle für Furore. Der virtuose Gitarrist, Bandleader und Namensgeber des ROLF-EBERHARD-QUINTETTS, war ein Fan von Lang und dessen Instrumenten.
Die allwöchentlichen Auftritte der Band, die ich selten versäumte, haben in mir die Liebe zur Musik und zur Gitarre geweckt.
Bereits 1952 lernte Rolf Eberhard Artur Lang kennen und verbrachte in den darauffolgenden 18 Jahren seine Sommerferien regelmäßig im Werdenfelser Land. Besuche in der Meisterwerkstatt in Garmisch-Partenkirchen waren fester Bestandteil seines Urlaubsprogramms, denn hier orderte er die neuesten Gitarrenmodelle für sich und seine Schüler.
Rolfs intime Kenntnisse über Entwicklungsschritte und Durchlaufzeiten bei den Kleinserien habe ich es zu verdanken, dass ich eine realistische Berechnung über die Gesamtstückzahl der gefertigten Schlaggitarren erstellen konnte.
Im Jahre 1959 kaufte ich meine erste Gitarre, eine FRAMUS-BILLY-LORENTO und bekam meine ersten Gitarren-Unterrichtsstunden. Zu diesem Zeitpunkt war für mich eine LANG, mit einem Kaufpreis von knapp 1000 DM, leider unerschwinglich.
5 Jahre später, im März 1964, habe ich mir dann meinen Traum erfüllt und das erste Instrument, zum Preis von DM 1080, vom legendären Meister gekauft.
In den folgenden Jahren ist mein musikalisches Hobby infolge Beruf, Studium und Privatleben fast in Vergessenheit geraten.
Im Jahre 2000 sollte dann etwas passieren was die Lage in Bezug auf meine heimliche Liebe völlig verändert hat:
Beim Öffnen des Koffers meiner LANG, die ich die ganzen Jahre über gehütet hatte wie meinen Augapfel, stellte ich mit Schrecken fest, daß sich der Hals vom Korpus gelöst hatte. Für mich stand außer Frage, die Gitarre zur Reparatur in fremde Hände zu geben und so war für mich das passgenaue Einleimen des Halses die erste große Herausforderung und gleichzeitig der Beginn meiner neuen Leidenschaft, der Sammlung und Restaurierung alter deutscher Schlaggitarren.
Angeregt durch die Webseite von Daniel Beurer mit dem ich seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden bin und durch die Bücher von Norbert Schnepel und Helmuth Lemme, habe ich begonnen zu recherchieren und konnte in der Folgezeit viele neue interessante Informationen über das Leben und Schaffen der bekanntesten deutschen Gitarrenbauer sammeln und ich fühle mich verpflichtet dieses Wissen ständig zu erweitern und als Hommage an die genialen Handwerker für die Nachwelt zu erhalten.
Eine weitere spannende Herausforderung ist für mich die Optimierung des akustischen Klangs der Instrumente. Hier bietet sich die Chance, jahrhundertealte handwerkliche Erfahrung mittels modernsten technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu ergründen und weiterzuentwickeln.
Es erfüllt mich mit großer Freude, daß es in Deutschland vermehrt Bemühungen gibt, das Thema Jazz / Schlaggitarren wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Herbert Rittinger / 15.07.2020