KAPITEL 01 FAMILIENGESCHICHTE

BIOGRAPHIE

Artur Lang wurde am 04.November 1909 in Schönbach bei Eger, im Sudetengau, geboren.

Nach 5 Jahren Volksschule und 3 Jahren Mittelschule, begann er eine 3-jährige Lehre als Gitarrenbauer bei Anton Hoyer, dem Vater von Rodebald Hoyer. Nach dem Ende der Ausbildung war er bei mehreren Meistern als Geselle tätig. Beim tschechischen Militär absolvierte er seinen Wehrdienst der 2 Jahre dauerte. Danach hat er wieder in seinem Beruf gearbeitet und im Jahre 1930 ein Gewerbe zum Bau von Gitarren angemeldet. Fortan fertigte er Zupfinstrumente, im Lohnauftrag oder in eigener Regie, bis er, nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich zum Flugzeugbauer umgeschult wurde. Gleich am ersten Tag des Kriegsbeginns wurde er eingezogen und kam als Soldat an die Front. Nach Kriegsende wurde er an die Russen ausgeliefert und verbrachte 3 Jahre in sibirischer Gefangenschaft.

Als gesundheitlich angeschlagener Mensch kehrte er 1948 zurück nach Mittenwald, wohin seine Frau und seine Tochter bereits umgesiedelt worden waren. Der Versuch, in Mittenwald Zupfinstrumente zu fertigen scheiterte am Widerstand der dortigen Instrumentenbauerinnung. So zog Artur Lang mit seiner Familie nach Garmisch-Partenkirchen, wo er eine eigene Werkstatt eröffnete und die Meisterprüfung ablegte.

Zuerst baute er Konzertgitarren, Wappengitarren und Kontragitarren, aber schon nach kurzer Zeit wandte er sich der Schlaggitarre zu.

Obwohl es von Lang selbst keine Modellbezeichnungen gibt, kann man seine Instrumente in Modellgruppen einordnen, die in den Katalogen der von LANG belieferten Musikhäuser zu finden sind.

Die ersten Modelle mit der Korpusgröße von 43 cm waren ohne Cutaway, wobei der Hals und die Kopfplatte eine enge Verwandtschaft mit den Schwestern aus dem klassischen Bereich aufweist.

Wenig später folgten dann die Modelle mit tiefem Cutaway.

In den darauffolgenden Jahren wurden neue Modellreihen und Sondermodelle entwickelt und ins Programm aufgenommen.

Mit fortschreitender Zeit entwickelte Lang seinen eigenen, unverwechselbaren Stil.

Zum Ende der 50er Jahre endete die wichtigste Phase der Entwicklung seiner Schlaggitarren und es waren Standards gesetzt, die über die gesamte Schaffensperiode unverändert blieben.

Fortan gibt es keine grundlegenden Veränderungen seines Programms und seiner Instrumente, jedoch sind laufend Verbesserungen und Weiterentwicklungen erfolgt, über die noch im einzelnen berichtet wird.

Anfang der 70er Jahre, als der Verkauf der Schlaggitarren stagnierte, fertigte AL eine kleine Anzahl von Konzert-Wappen-und Kontragitarren.

Seine ausschließlich aus massiven Hölzern bestehenden Instrumente fertigte Artur Lang selbst, von Hand, ohne fremde Hilfe und mit einfachsten Werkzeugen und Hilfsmitteln. Nur wenige Arbeitsgänge, wie das Gravieren der Metallplatten oder das Einsetzen der Einlagen ins Griffbrett und in die Kopfplatte, wurden von externen Handwerkern durchgeführt.

Eine schwere Herzerkrankung zu Beginn der siebziger Jahren zwang ihn zur Einstellung der Produktion.

Die Lackierung der noch vorhandenen Komponenten übernahm ein benachbarter Instrumentenbauer.

STATIONEN IN ARTUR LANG’s LEBEN

  • geboren am 04.11.1909 in Schönbach im Egerland
  • 1916 bis 1924 Besuch der Volks- und Bürgerschule
  • 1924 bis 1927 Lehre als Gitarrenbauer in Schönbach
  • 1927 bis 1928 Tätigkeit als Geselle bei mehreren Gitarrenbaumeistern
  • ab 1928 2 Jahre Dienstzeit beim tschechischen Militär
  • 1930 bis 1938 Tätigkeit als angestellter und selbständiger Gitarrenbauer
  • 1938 bis 1939 Umschulung zum Flugzeugbauer
  • 1939 bis 1945 Soldat bei der deutschen Wehrmacht
  • ab 1945 Kriegsgefangenschaft in Sibirien
  • 1948 Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Mittenwald
  • 1949 Umzug nach Garmisch Partenkirchen
    • Eröffnung einer Werkstatt für Zupfinstrumentenbau in der Breitenau
    • Ablegung der Meisterprüfung
  • 1952 Verlagerung des Fertigungsschwerpunkts auf den Bereich Schlaggitarren
  • 1953 Beginn der Zusammenarbeit mit Musik Schmidt in Frankfurt und Zöphel in Aschaffenburg
  • 1957 Umzug in sein eigenes Reihenhaus mit Werkstatt in der Brandstraße 8a
  • 1972 Einstellung der Produktion wegen schwerer Krankheit
  • Am 20. Juli 1975 starb Artur Lang im Alter von nur 65 Jahren.

WO UND WIE ALLES BEGANN

1949, ein Jahr nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft in Sibierien, übersiedelte Artur Lang mit seiner Frau Adele und der gemeinsamen Tochter Erika, von Mittenwald nach Garmisch-Partenkirchen. Sie waren im Ostflügel von Block 4 der ehemaligen Krafft von Dellmensingen-Kaserene (später Artilleriekaserne) in der Breitenau untergebracht. (auf dem Bild das 4. Gebäude von links) Dort bewohnten Sie eine 2 Zimmer-Wohnung im ersten Stock. Das Gebäude diente zu jener Zeit als Auffanglager für vertriebene Sudetendeutsche aus der Tschechei. Die meisten Mitbewohner kamen aus Schönbach/ Eger.

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Bild: Krafft von Dellmensingen-Kaserne / Quelle: Internet

Im Zusammenhang mit der Entstehung der Lang-Gitarren müssen 2 Personen genannt werden die, wie Lang, im Ostflügel von Block 4 wohnten.

Otto Fuchs

Der Bruder von Adele Lang, wohnte auf der gleichen Etage und war spezialisiert auf die Bearbeitung von Tonholz. Darüber hinaus war er ein sehr guter Gitarrist der AL bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützte.

Er war es auch der AL dazu ermunterte wieder in seinem Beruf zu arbeiten und der ihm das erste Material zum Bau einer Gitarre kaufte.

Seine geräumige Werkstatt befand sich im Keller. Auf Kopierfräsmaschinen fertigte er Decken-und Boden-Rohlinge auch für Lang, von dem die Modelle stammten. Später übernahm sein Sohn Walter den Betrieb.

Ab 1957 wohnte Otto Fuchs mit seiner Familie im Obergeschoß des neuen Reihenhaus von Artur Lang in der Brandstraße 8a. Seine Werkstatt verblieb jedoch, bis zur Schliessung, in der Breitenau.

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Bilder: Otto Fuchs mit Artur Lang und dessen Familie / Quelle: HR

Franz Fuchs

Geigenbauer aus Schönbach, verwandt mit den Tonholzhändlern Gebr. Fuchs in Mittenwald, wohnte zusammen mit seiner Frau Elisabeth und den Kindern Gerald und Ingunde im Erdgeschoß.

Er kaufte im Jahr 1947 eine Fuhre Balken vom Dachstuhl der durch Bomben zerstörten Münchner Liebfrauenkirche, die in Oberau bei Oberammergau zu Tonholz aufgeschnitten wurden. Aus den Rohholzplatten fertigte er Klangkomponenten für Geigen und Celli. Einen Teil davon verkaufte er an Artur Lang, der daraus Decken für seine Instrumente herstellte.

Die ausführliche Geschichte vom Domholz und den daraus entstandenen Domgeigen, verfasst von Gerald Fuchs, dem Sohn von Franz Fuchs, kann unter diesem Link abgerufen werden.

www.domgeigen.de

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Bilder: Franz Fuchs, zerbombte Liebfrauenkirche, Logo von Franz Fuchs / Quelle: Gerald Fuchs

ERICH RAUSCHMAYR – Freier Mitarbeiter von A. Lang

Durch einen glücklichen Zufall bin ich bei meinen Recherchen auf einen in Farchant bei Garmisch Partenkirchen lebenden Gitarrenbauer namens Erich Rauschmayr gestoßen. Bei meiner ersten telefonischen Kontaktaufnahme stellte sich heraus, daß dieser Artur Lang sehr gut kannte und er war sofort bereit, mir Auskunft über seine Beziehung zu ihm zu geben.

Im Februar 2007 habe ich ihn besucht und dabei folgendes in Erfahrung gebracht:

Erich Rauschmayr (ER) war Meister bei der Fa. Winter in Ohlstadt. Diese produzierte Konzertgitarren und Kontrabässe. In den 70er Jahren übernahm ER die Fa. Winter als Pächter. Als die Nachfrage nach Zupfinstrumenten drastisch zurückging kündigte er den Pachtvertrag. 2 Jahre später wurde die Firma aufgelöst. Danach arbeitete ER selbständig für die Firma Ostertag. Diese fertigte Konzertgitarren und Selmer-Djangos für HOPF, GEWA und andere. Zum Zeitpunkt des Interviews nahm die Fa. Ostertag keine neuen Aufträge mehr an. Nach der Aufarbeitung und dem Verkauf der Lagerbestände wurde die Firma aufgelöst.

ER hat nur wenige Jazzgitarren im Stil von Artur Lang, ab den 80er Jahren, gebaut. Diese hat er an die GEWA und an direkte Abnehmer (Spieler) verkauft.

ER hat, nach eigener Aussage, nie Originalteile von Artur Lang verwendet. Er hat auch nach dem Tode desselben keine Teile oder Hölzer von ihm übernommen.

Diese Aussage ist, neuesten Erkenntnissen zufolge, nicht ganz zutreffend.

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Bild: Gitarre im Lang-Stil, Baujahr 1985 Quelle: HR

Geschäftsbeziehung zu Artur Lang

Bereits zu Beginn der 50er Jahre kam Rauschmayr mit A.Lang in Kontakt. Dieser wohnte und arbeitete zu dieser Zeit, zusammen mit seinem Schwager Otto Fuchs, in der ehemaligen Kaserne in der Breitenau. Lang hatte seine Wohnung und seine Werkstatt im 1. Stock des Gebäudes. Im Keller standen die Maschinen der Fa. Fuchs, wo die Böden und Decken der Lang-Gitarren vorgefräst wurden.

AL selbst hat, nachdem er die Jazzgitarren in sein Programm aufgenommen hatte, keine Konzertgitarren mehr gebaut. Diese fertigte ab ca. 1955 ER in dessen eigener Werkstatt, im Lohnauftrag für AL. Es waren ca. 50 Stück bis zu dessen Tod. Ebenso war ER auch teilweise am Bau von ca. 20-25 Selmer-Maccaferri-Gitarren beteiligt. Bobby Falta, der Solo-Gitarrist vom Schnuckenack Reinhard Quintett, hatte im Jahre 1968 ein Exemplar zu AL gebracht und von diesem nachbauen lassen. E. Rauschmayr war häufig in der Werkstatt von Lang und hatte so einen guten Einblick in dessen privates und geschäftliches Leben.

Über die Arbeitsweise und die Zulieferer von Lang machte ER folgende Angaben:

  • Decken und Böden von den Lang-Gitarren wurden ausschließlich bei Otto Fuchs vorgefräst. Die Modelle für die Kopierfräsmaschine stammten von AL.
  • Tonhölzer bezog AL bevorzugt von der Firma Gebr. Fuchs aus Mittenwald.
  • Die Griffbretteinlagen und das Logo bei den Kopfplatten ohne Metall, wurden von der Firma Klier in Tennenlohe geliefert.
  • AL fertigte stets Kleinserien von 3-8 Stück. Die übliche Serienlaufzeit betrug 6-8 Wochen.
  • Gegen Ende der 60er Jahre wurden die Stückzahlen der laufenden Serie, bedingt durch den Absatzrückgang bei den akustischen Gitarren und die fortschreitende Krankheit von AL, kleiner.
  • Ab Anfang der 70er hat AL aus Gesundheitsgründen seine Instrumente bei Winter in Ohlstadt lackieren lassen.
  • Die Fa. Gebr. Fuchs aus Mittenwald hat schon vor einigen Jahren seinen Besitzer gewechselt.

Sie firmiert nun unter dem Namen „Tonholz Mannes“

Erich Rauschmayr ist am 15.02.2016, im Alter von 83 Jahren, in Farchant gestorben.


Herbert Rittinger 2020