KAPITEL 03 SONDERMODELLE

In diesem Kapitel gibt es Infos über seltene Instrumente, die in die Rubrik Prototypen, Einzel-oder Spezialanfertigung fallen. Da Artur Lang seine Instrumente stets in Kleinserie produziert hat, kann man davon ausgehen, dass Einzelanfertigungen die Ausnahme waren.

SM1 – JUMBO-MODELLE

JUMBO-Modell 19 Zoll

In den frühen 1960er- Jahren baute Artur Lang, auf Kundenwunsch, eine handvoll Jumbo-Gitarren im Stil der 19 Zoll Stromberg von Freddie Green, dem Gitarristen vom Count Basie Orchestra.

Ich hatte im Frühjahr 1964, als ich meine erste LANG kaufte, das Vergnügen, eine von diesen Giganten in den Händen zu halten.

In der Optik gleicht die Jumbo der SDL auf dem unteren Bild, jedoch ohne Tonabnehmer. Im Vergleich zu dem riesigen Korpus und der Zargenhöhe von über 10cm wirkte meine SUPER dagegen äußerst zierlich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Jumbo in punkto Lautstärke und Bässe deutlich prägnanter war. Für Spieler von geringerer Statur dürfte das Handling allerdings nicht ganz problemlos sein. Leider hatte ich damals keine Gelegenheit Bilder von der Jumbo zu machen.

Vielleicht meldet sich ein Besitzer dieser teutonischen Schlaggitarren und ist bereit, Bildmaterial und Daten zur Verfügung zu stellen.

57-01
Bild: Jumbo 19 Zoll Quelle: HR

JUMBO-Modell 18 Zoll

Detaillierte Infos hier:

SM2 – TIEFCUTAWAY- KORPUS KLEIN MIT F-LOCH

Spezifikation wie TLS-Modell mit folgenden Attributen:

  • Schalllöcher F-Form
  • Halssperrung 5-7-fach
  • Griffbrett Ebenholz
  • Griffbretteinlagen 6 Parallelogramme aus Perlmutt
  • Mechaniken Band, offen, mit 10mm Wellen

SM3 – TIEFCUTAWAY- LINKSHÄNDERMODELL

Spezifikation wie TP-Modell in spiegelbildlicher Ausführung, Schlagbrett im Hoyer-Design

SM4 – SELMER MACCAFERRI

Bobby Falta, Gitarrist vom Schnuckenack Reinhard Quintett hat 1968 eine Selmer von Spatzo Weiß zu Artur Lang gebracht und von diesem nachbauen lassen. Insgesamt wurden etwa 25 Stück davon gebaut. Bobby Falta berichtet, dass dieses Modell in 2 Varianten, zu 280 und 330 DM, angeboten wurde.

Maße der Gitarre in cm:

  • Gesamtlänge 102
  • Breite Unterbug 41
  • Breite Oberbug 29
  • Zargenhöhe 9
  • Mensur 63,5

Variante 1 ohne Saitenhalter mit Nylonsaiten

Die Kopfplatte mit Logo wurde von der Klassikversion übernommen.

Variante 2 mit Stahlsaiten, mit-und ohne Saitenhalter und gravierter Kopfplatte

Gitarrenwerkstatt
Bilder: SM4 Stahlsaiten Quelle: Gitarrenwerkstatt / HR

 SM5 – MODELLE MIT DEM LOGO ZENIT

Artur Lang baute eine geringe Anzahl von Gitarren, die mit dem Logo ZENIT auf der Kopfplatte verziert waren. Leider konnte bis dato nicht geklärt werden wer hinter diesem Namen steckt.

ZENIT – Modell TLS

ZENIT – Modell SUP0

ZENIT – Modell STD0

SM6 – MODELL SDL MIT 12 SAITEN

Bilder: SM6 Quelle: HR

baugleich wie Modell SDL, mit folgenden Attributen:

  • Multi-Lagen-Hals
  • 7 kreisrunde Perlmutt-Griffbretteinlagen in 6 Bünden
  • verstellbarer Halsstab
  • Kopfplatte im Gibson-Design, ohne Auflage, mit 12 Mechaniken
  • Saitenhalter modifiziert für 12 Saiten

Nähere Details zu dieser Gitarre gibt es hier:

SM7 – MODELL OHNE SCHALLLÖCHER

Im Jahre 1965 kam ein Spieler mit einem ganz besonderen Anliegen in die Werkstatt von Artur Lang.

Eine Kopie der aufwendigsten und teuersten Gitarre die GUILD je in Serie gebaut hat sollte der Meister für ihn anfertigen. Mit einem Preis von 895 $ war die „Guild George Barnes Acousti-Lectric“, zu Beginn der 60er, um 70 $ teuerer als die Gibson 400. Wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit der Dollar ungefähr den 4,5-fachen Wert der deutschen Mark hatte, konnte man sich ausrechnen, dass diese Gitarre für einen Spieler hierzulande unerschwinglich war.

GB-00
Bild: Guild George Barnes Acousti-Lectric Quelle: Internet

 Maße der Guild George Barnes Acousti- Lectric in cm:

  • Breite Unterbug 43
  • Zargenhöhe 8
  • Korpuslänge 53
  • Mensur 63
  • Halsbreite am Sattel 43

Das Konzept war völlig neu und revolutionär.

Carlo Greco, der Chefentwickler von Guild, baute 1961, nach den Ideen von Barnes, den Prototyp und später die Serienmodelle. Die Jazzgitarre sollte sowohl akustisch als auch elektrisch das Optimum bieten. Vor allem das bei den Gitarristen gefürchtete Feedback sollte eliminiert werden. Dazu musste in erster Linie die Korpus-Stabilität deutlich verbessert werden. Der erste Schritt dazu war ein stabiler, mittiger Längsbalken direkt unter der Decke. Dieser ist mit dem Hals-und Endblock fest verbunden und bildet mit dem Boden und der Zarge ein statisch stabiles Gebilde. Eine weitere Maßnahme war der Verzicht auf die F-Löcher in der Decke. Der Austritt der akustischen Schallwellen erfolgt durch die vergrößerten Deckenaussparungen der Tonabnehmer, die ohne Deckenberührung auf dem Längsbalken befestigt sind. Die Elektronik wurde, mit Ausnahme des PU-Wahlschalters, im Schlagbrett integriert. Die Tatsache, dass die Decke, ohne Verspannung durch den Saitenzug und ohne Beeinträchtigung durch elektrische Komponenten völlig frei schwingen kann, ist mitverantwortlich für das hervorragende akustische Ergebnis.

Ab Serienbeginn 1962 wurden 11 Gitarren gefertigt. Leider wurde die Modellreihe wegen zu hoher Herstellungskosten und dem daraus resultierenden hohen Verkaufspreis von Guild aus dem Programm genommen.

Weitere Infos hier:

Ivor Mairants and George Barnes

1961 Guild George Barns

SM7 – Lang-Kopie der Acousti-Lectric

Der original Zustand der Gitarre ist auf dem Bild aus dem privaten Fotoalbum von Lang dokumentiert.

Gleiche Merkmale wie SDL, mit folgenden Attributen:

  • Keine Schalllöcher
  • Kein Zargenbinding
  • 2 PU’s, Franz Pix 517, Pickups ohne Deckenberührung, auf einem Längsbalken montiert
  • 2 Tone-Potis in der Decke montiert
  • Volumen-Poti und PU-Umschalter in der Decke

Die Höfner PU’s wurden gegen GIBSON PAF´s ausgetauscht

Der originale Zustand der Gitarre ist auf einem Bild aus dem privaten Fotoalbum von Lang dokumentiert.

Von diesem Modell sollen 2 Stück gebaut worden sein.

SM8 – SPÄTE LANG-GITARREN

Bedingt durch die schwere Herzerkrankung von Artur Lang musste dieser, ab dem Ende der 60er Jahre, seine Arbeit nach und nach einschränken, was zu Vereinfachungen an den Modellen führte. In dieser Periode gab es die großen Modelle ausschließlich mit F-Löchern. Ab Anfang der 70er Jahre wurden die Gitarren bei der Firma Winter in Ohlstadt lackiert.

Die Spezifikation entspricht dem SDL-Modell mit folgenden Attributen:

  • F-Löcher mit 19 statt 21 cm Länge
  • Anzahl Deckenbinding auf 3-5 reduziert
  • Einfaches Boden-Binding
  • Kein Zargenbinding
  • 5-fach Halssperrung
  • Keine Volute am Halsübergang zur Kopfplatte
  • Die Hälse haben alle einen einstellbaren Halsstab mit Abdeckung
  • Einzelmechaniken von Schaller
  • Ebenholzsteg mit Saitenauflage ohne Metallreiter – Teller 106 E
  • Schlagbrettform Standard, mit Haltebügel und Befestigung am Halsende
  • Lackierung braun schattiert

SM9 –  KONTRAGITARRE MIT 16 SAITEN 

Im Normalfall haben Kontragitarren 9 Bässe.

Die 10te Bassaite, ein freischwingendes F, wurde hinzugefügt weil die Musikerin eine relativ kleine Hand und dadurch Probleme mit Barre-Griffen hatte.

Spezifikation: 

  • Anzahl der Saiten                   10 + 6
  • Gesamtlänge                            124 cm
  • Breite großer Bug                  42,5 cm
  • Breite kleiner Bug                  34 cm
  • Taille                                              27 cm
  • Korpuslänge                             49 cm
  • Zargenhöhe                              7,5 bis 8,7 cm
  • Gewicht                                       3100 gr
  • Sattelbreite                               4,7 cm

SM10 – Modell SUP mit 3-fach Zargenbinding

SM11 – SUPERDELUXE  Vorserienmodell

Dies ist das bis dato einzige Modell mit großem Korpus, flachem Cutaway und F-Löchern.

Es ist zu vermuten, dass von dieser Ausführung nicht mehr als drei Exemplare gebaut wurden.

Weitere Infos in Herberts Restaurationen